Die Herausforderungen sind für die Medienbranche in den vergangenen Jahren nicht kleiner geworden – im Gegenteil. Die immer größere Dominanz von Big Tech auf dem umkämpften Werbemarkt und die Coronakrise haben seit Beginn der Dekade für kräftigen Gegenwind gesorgt, dem die großen Verlagshäuser vor allem in den USA jedoch robust begegnet sind.

Allen voran das internationale Branchenaushängeschild New York Times (NYT) demonstriert von Quartal zu Quartal, wie Qualitätsjournalismus profitabel wachsen kann. Dabei hat die NYT in diesem Jahr mit einer weiteren Hürde zu kämpfen: Der sogenannte „Trump Bump“ hat sich in den „Trump Slump“ verwandelt.

New York Times verbucht 142.000 neue Abonnenten

In anderen Worten: Der Rückenwind der Trump-Präsidentschaft, der der „Gray Lady“ in den vergangenen vier Jahren viele neue Leser und dadurch bemerkenswerte Abonnentenzuwächse beschert hat, ist mit Beginn der Biden-Ära verebbt.

Allein: Dafür fällt die Zahl der neuen zahlenden Mitglieder im abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal mit 142.000 neuen Abonnenten immer noch beachtlich aus. Insgesamt bringt es der 170 Jahre alte Traditionsverlag von der Eighth Avenue nunmehr auf fast 8 Millionen monatlich zahlende Leser – 7,1 Millionen davon entfallen auf das Digitalangebot.
Werbeumsätze ziehen um 66 Prozent an

Die allein mit Abonnements erzielten Umsätze zogen im 91-Tageszeitraum von Anfang April bis Ende Juni um weitere 16 Prozent auf bereits 339,2 Millionen Dollar an und machen damit bereits mehr als zwei Drittel der gesamten Konzernerlöse in Höhe von 498,5 Millionen Dollar aus.

Dass der Gesamtumsatz der New York Times Company im zweiten Quartal indes um gleich 23,5 Prozent zulegte, lag am weitaus dynamischer wachsenden zweitgrößten Konzernbereich – der Werbesparte.

Das Anzeigengeschäft zeigte sich von den Turbulenzen der Coronapandemie im Vorjahreszeitraum nämlich mehr als erholt: Die Werbeerlöse legten im Juni-Quartal um spektakuläre 66 Prozent auf 112,8 Millionen Dollar zu.
Nettogewinn explodiert um 155 Prozent

Auch in Dollar und Cent ist der dynamische Aufschwung der „Gray Lady“ unverkennbar: Der Konzerngewinn explodierte förmlich um 130 Prozent von 23,6 auf 54,3 Millionen Dollar. Die Konsensschätzungen der Analysten wurden sowohl beim Umsatz als auch beim Konzernergebnis deutlich geschlagen.

Die Aktie der New York Times Company legte Anfang August in Reaktion auf das neue Zahlenwerk direkt um mehr als 10 Prozent zu. Qualitätsjournalismus macht sich in diesen Tagen beim Branchenprimus damit mehr denn je bezahlt: Er wird von Werbekunden, die in Scharen zurückkehren, gewürdigt und verhilft der NYT zu einem rasant steigenden Konzerngewinn. Und den Aktionären zu steigenden Kursen.

Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft: seit 2008 täglich für den Branchendienst MEEDIA, in einer wöchentlichen Kolumne für Yahoo Finanzen und in monatlichen Reportagen für die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft. Jacobsen war zudem als Chefredakteur der Portale CURVED, clickfish, US FINANCE und YEALD aktiv.