Die wahrscheinlich meistbeachtete Erfolgsstory der Verlagsbranche ist seit Jahresbeginn um ein neues, schillerndes Kapitel reicher: Anfang Januar verkündete die New York Times Company die zweitgrößte Akquisition in ihrer Firmengeschichte. Für stolze 550 Millionen Dollar übernahm der US-Renommierverlag das erst sechs Jahre alte Sportportal The Athletic.

Der an sich überraschende Schritt zahlt sich nach abgeschlossener Integration ohne Anlaufschwierigkeiten aus, wie die jüngste Geschäftsbilanz für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal verdeutlicht.

New York Times verbucht mit The Athletic 230.000 neue Abonnenten

Die Zahl der neuen zahlenden Mitglieder legte im zweiten Quartal nämlich deutlich zu: 180.000 neue Digital-Only-Abonnenten kann die „Gray Lady“ per Ende Juni verbuchen – ein Plus von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Mit der Übernahme von The Athletic führt der US-Vorzeigeverlag zudem eine neue Metrik ein und unterscheidet nun genauer zwischen Digital-Abonnenten (in der Gesamtheit inkl. Bundle) und Digital-Abonnements (der verschiedenen Medien). Nach letzterer Kennziffer konnte die NYT Company im zweiten Quartal gar neue 230.000 Abos vermelden. The Athletic konnte damit entsprechend 50.000 alleinige neue Abonnenten verbuchen.

15 Millionen Abonnenten bis 2027 angepeilt

Insgesamt bringt es der 170 Jahre alte Traditionsverlag von der Eighth Avenue nunmehr auf bereits 9,17 Millionen monatlich zahlende Leser – 8,41 Millionen davon entfallen allein auf das Digitalangebot der NYT.

Der Meilenstein der 10-Millionen-Abonnenten-Marke, den 2020 der  frühere CEO Mark Thomson für 2025 ausgegeben hatte, scheint damit bereits im kommenden Jahr in Reichweite zu liegen. Entsprechend formulierte CEO Meredith Kopit Levien im Juni neue, ehrgeizige Ziele: Bis 2027 soll nun die Marke von 15 Millionen zahlenden Lesern geknackt werden.

Werbeumsätze ziehen um 66 Prozent an

Die allein mit Abonnements erzielten Umsätze zogen im 91-Tageszeitraum von Anfang April bis Ende Juni um weitere 13 Prozent auf bereits 383 Millionen Dollar an und machen damit bereits 69 Prozent der gesamten Konzernerlöse in Höhe von 555,7 Millionen Dollar aus. Die digitalen Abo-Umsätze legten um beachtliche 25,5 Prozent auf 238,7 Millionen Dollar zu, während die Erlöse durch die Abonnenten der Print-Ausgabe um knapp drei Prozent auf 144,9 Millionen Dollar moderat zurückgingen.

Dass der Gesamtumsatz der New York Times Company im zweiten Quartal indes „nur“ um 11,5 Prozent zulegte, lag am dynamisch wachsenden zweitgrößten Konzernbereich – der Werbesparte. Das Anzeigengeschäft legte diesmal im Juni-Quartal um lediglich 4 Prozent auf 117,4 Millionen Dollar zu, nachdem sich die Werbesparte im Vorjahr spektakulär von der Corona-Flaute erholt hatte. Bemerkenswerterweise verbuchte das Anzeigengeschäft im Umfeld der gedruckten Zeitung ein Plus von 15 Prozent, während die Werbeerlöse bei der Digitalausgabe marginal um 2 Prozent zurückgingen.

Nettogewinne legen weiter zu

Auch in Dollar und Cent ist der dynamische Aufschwung der „Gray Lady“ weiter unverkennbar: Der Konzerngewinn legte weiter zweistellig zu, nämlich um 14 Prozent von 54,3 auf 61,77 Millionen Dollar – und das ist bemerkenswert, obwohl die Integration von The Athletic operativ die Profitabilität drückte. Die Konsensschätzungen der Analysten wurden sowohl hinsichtlich Umsatz als auch Konzernergebnis deutlich geschlagen.

CEO Levien bestätigte trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds die Jahresprognose der New York Times Company und betonte gleichzeitig gegenüber Analysten die Synergieeffekte der Übernahme von The Athletic.  „Wir sind von den Fortschritten in diesem Quartal ermutigt, was unseren Glauben an die Leistungsfähigkeit des Bundles und unsere Fähigkeit, unsere Strategie in Ergebnisse umzusetzen, stärkt. Auch mit The Athletic liefern wir bisher gut, und wir sind schneller als ursprünglich erwartet vorangekommen, als wir es dem Bundle-Angebot hinzugefügt haben“, erklärte die Vorstandschefin der NYT.

Der Autor

Nils Jacobsen
Nils Jacobsen
Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“ / „Das Apple-Imperium 2.0“ ) berichtet seit 20 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und digitalen Wirtschaft: seit 2008 täglich für den Branchendienst MEEDIA, in einer wöchentlichen Kolumne für Yahoo Finanzen und in monatlichen Reportagen für die Marketingzeitschrift absatzwirtschaft. Jacobsen war zudem als Chefredakteur der Portale CURVED, clickfish, US FINANCE und YEALD aktiv.